Mein pädagogisches Handeln im Umgang mit anderen Menschen stützt sich im Grunde auf diese Prinzipien, die Ausdruck in der Halle der Religionen, dem literarischen Teezimmer und den Webinaren finden und im Unterricht. Sie stehen in enger Verbindung mit theologischen Dingen.
1. Didaktische Gleichheit beziehungsweise didaktisches Gleichgewicht (nach Wolfgang Klafki)
Das ist sicher das wichtigste Konzept, an dem sich alles orientiert. Ich gehe davon, dass jeder Mensch dieselben Fähigkeiten beziehungsweise dieselben Anlagen hat, ein individuelles Talent zu entwickeln. Zwar hat nicht jeder dieselben Talente, aber eben eins oder mehrere, die ihn besonders machen.
Diese zu wecken und dazu zu ermutigen, ist eine Hauptaufgabe des Literathons. Gleichzeitig soll sich diese auch manifestieren (z.B. in Form eines selbstgeschriebenen Buches, das im Selbstverlag erscheinen kann), um die Pluralität und Vielfältigkeit der Gesellschaft individuell zu erweitern. Jeder hat die Chance, zur "Elite" zu gehören. Dazu soll ermuntert werden, ein Teil der Optimumsgesellschaft zu werden, sie aber auch kritisch zu sehen und sich mit seinen individuellen Talenten darin einzufinden. Jedes Talent wird gerühmt, durch die Urkundenwerkstatt, die aber keine Urkundenfälschung betreibt, da eine Verifizierung immer notwendig ist.
Entscheidend ist ein demokratisches Handeln im "Klassenraum", auch im virtuellen. Dieses Prinzip geht auf Wolfgang Klafki, der im Sinne einer didaktischen Gleichheit von der prinzipiellen Gleichheit zwischen Lehrer und Schüler ausgeht. Ein Lehrer kann auch Schüler sein und ein Schüler kann auch Lehrer sein und sich beide Seiten auf diese Weise wechselseitig bedingen.
2. Prinzip der Lebenskunst im Sinne der Montessori-Pädagogik
Die Philosophie der Lebenskunst geht von der prinzipiellen Selbstgestaltung des Lebens des einzelnen Menschen aus und das dieser dafür selbst verantwortlich ist. Diese Philosophie wird durch die Montessori-Pädagogik gestützt, die das Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe anwendet. Ein Lehrer soll einen Schüler anleiten, sich selbst zu helfen und sein Leben zu gestalten.
3. Antiautoritäre Erziehung mit passiver und aktiver Lenkung durch die und zur Herstellung von individuellen Plausibilitäten
Der Literathon ist eine konfessionslose Website und bietet religiöse und nicht-christliche Angebote in Form der Halle der Religionen und des literarischen Teezimmers an, als zwei Eckpunkte. Dazwischen gibt es immer wieder Mischformen, um wechselseitige Plausibilitäten im Sinne von "Aha-Effekten" aufzubauen. Religion verändert ihr Gesicht und äußert sich vielfältig und versteckt in der Gesellschaft. Niemand soll zur Ausübung einer Religion gezwungen werden.
Es geht nicht direkt um eine "Missionierung", sondern eher um eine passive Mission und Aufklärung über die christlich-abendländische Tradition. Daneben werden weitere Formen von Religion und Konfession in der gesamten Welt behandelt, die Ähnlichkeiten untereinander aufweisen. Daraus ergeben sich die weiteren Positionen:
Theologische und religionswissenschaftliche Positionen
1. Religionswissenschaftliche Heilspluralität
Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass Heil nicht allein durch die Kirche, Jesus Christus und so weiter kommuniziert werden. Das hat etwas mit meinem Aufwachsen in konfessionslosen Gebieten zu tun. Damit widerspreche ich schon einmal dem Gedanken von Dietrich Bonhoeffer, dass Christus der zentrale Punkt des Heils und des Handelns ist (Einheit von Glauben und Handeln). Andererseits führt Glauben beziehungsweise Vertrauen zu einer Sache schon zu einem Handeln. Ich verstehe das religionslose Christentum noch stärker, indem es neu gedeutet werden kann. Damit stehe ich nicht auf der Seite der dialektischen Theologie, die Gott aus der liberalen Theologie "befreit" und wieder auf das Wesentliche, die Offenbarung in den Schriften, (dialektisch - "beweisführend") bezieht. Im Gegenteil, es können neue Schriften, Plausibilitäten und Offenbarungen durch "weltliche" Mittlerfiguren entstehen. Auch diese enthalten neue Beweiskräfte. Ich spreche von "Objekten". Das Problem, das dabei entsteht, ist die Frage nach dem Verhältnis von Gott und Anti-Gott und wahrscheinlich muss "textkritisch" untersucht werden, was davon noch "Gott" oder nicht Gott ist. Auf jeden Fall gibt es bestimmte Schnittstellen bei den Begriffen in einer horizontalen, nicht vertikalen, Linie (Religionsphänomenologie statt Religionsgeschichte). Oder ist Atheismus dann auch Atheismus, wenn es sich um eine andere "Religion" oder zum Beispiel einen Polytheismus handelt?
2. Objekt-Theologie (Rede von "Gott" im geliebten Gegenstand)
Das ist sicher das Zentrum überhaupt und sollte mich ein konservativer Geistlicher dafür auf den Scheiterhaufen bringen, es ist mir egal :D. Überhaupt kann die Liebe eine große Befreiung sein. Sie bezieht sich nicht allein auf das menschliche Miteinander. Die Grenzen von Homosexualität und co. sind längst überholt. Ich gehe vielmehr davon aus, dass Sexualität eine individuelle Sache ist (Volkmar Sigusch), die bei allen Personen unterschiedlich ist und sich durch die Umwelt und die Kindheit entwickelt. Fetische entstehen aufgrund von Nervenstimulanz, die positiv erlebt wird. Das ist von Mensch zu Mensch verschieden, weil das Gehirn unterschiedlich reagiert. Spätestens bei der Pubertät werden die Ergebnisse dann wahrscheinlich sichtbar. Überhaupt ist das nicht (körperlich) steuerbar und der alleinige (Zwangs-) Fokus auf die Heterosexualität bringt mehr Leiden als Freude. Ich gehe davon aus, dass Liebe, das muss nicht allein die "Liebe Gottes" sein, über Mittlerobjekte vermittelbar ist. Objekte werden personifiziert und "geheiligt". Sie sind quasi "Spiegel des Selbst", das sich weiter und anders entwickeln kann. Dass sich Gott in einem Gegenstand offenbaren kann, ist ja nichts Neues, auch wenn das eine Nachinterpretation ist. Aber so ähnlich verhält es sich auch mit "weltlichen Objekten" (Autos, Talismane usw.). Grundsätzlich kann man nichts dafür und es löst wahrscheinlich viele Tränen aus, wenn man Liebe und Gefühle nicht ausleben kann. Andererseits kann eine Toleranz oder zumindest ein geschlossener und virtueller Raum in fiktiven Welten wieder für Freudentränen sorgen, wenn keiner anderen Person damit geschadet wird.
3. Freitheologische Praxis in fiktiven Welten
Wenn man in fiktiven Welten agiert, dann fallen bestimmte Grenzen. Zum Beispiel kann man Gottesdienste, religiöse Feste und mehr in digitalen Räumen und Kulissen feiern, ohne überhaupt mit diesen verbunden zu sein. Damit verschieben sich die "legalen" Zuständigkeiten (Ordination, Vokation usw.) in Hinblick auf die Religionsfreiheit. Diese ist nicht grenzenlos, da man eine Person nicht zur Ausübung einer Religion zwingen darf, zumindest bis die Religionsmündigkeit bei den Jugendlichen greift. Aber die positive Religionsfreiheit sorgt alternativ wieder für die Möglichkeit, sich seine "Religion" zu erfinden, besonders in einer pluralen Gesellschaft. Es ist nicht nur eine "Religions"-Freiheit, sondern sie greift weiter (Gewissen und Weltanschauung). Aber: Die Erinnerung an die Tradition darf nicht zurücktreten, da sonst Missverständnisse und Missbrauch auftreten können. Es muss eine gewisse Aufklärung und Kritik stattfinden. Wenn eine eigene "Religion" gelebt wird, auch mit ähnlichen Bestandteilen, dann ist ein geschlossener und virtueller Raum ganz gut beziehungsweise ist es ein "Ventil". Sind die Götter in fiktiven Welten dieselben Götter wie auf der Erde? Auf jeden Fall kann eine fiktive und virtuelle Welt für die Egalität von Menschen und Lebensmöglichkeiten sorgen (Virtualkommunismus). Die Frage ist nur die (besonnene) Kommunikation in die Realität, weil Kommunikation immer auch Menschen mit anderen Meinungen betrifft und eine plurale Sicht hilfreich ist, ohne jemanden anzugreifen. Das kann über Kulissenverbindungen und Videos oder virtuelle Bauten am Computer geschehen. Weiterhin ist dabei aber fraglich, ob auf diese Weise wirklich Heil und Religion in pluraler Hinsicht kommuniziert werden können. Da es aber viele Angebote und Podcasts auf YouTube gibt, dann ist der Gedanke zumindest nicht abwegig, besonders durch die Corona-Krise, wenn religiöse Gebäude nicht mehr betretbar sind. Dennoch: Wie kann Religions- und Meinungsfreiheit verantwortungsvoll kommuniziert werden (Besinnung), wenn reale und juristische Grenzen durch virtuelle Welten fallen?